Strindberg, August
Nach Damaskus II
(Till Damaskus II)
Sprechtheater
Schauspiel
Übersetzer:in(nen): Angelika Gundlach
Besetzungshinweis: mehrere Personen
In TTX seit: 15.11.2022
Das Stück beginnt mit einer Rückschau: Die Mutter erzählt einem Benediktiner von ihrem eigenen Schicksal, ihrer Tochter, ihrem Schwiegersohn. Zufällig ist der Geistliche genau derjenige, der den Unbekannten in einer Fiebernacht im Kloster »Gute Hilfe« versorgte. Im Fieber hatte der Unbekannte ihm damals sein Herz eröffnet und bekannt, dass es kaum ein Verbrechen gäbe, das er nicht begangen habe. Am nächsten Tag erinnerte er sich an nichts mehr, war sich keiner Schuld bewusst. Um ihn zu prüfen, benutzte der Benediktiner eine geheime apostolische Macht, sprach einen »kleinen Bann« über ihn aus. Sollte er doch Schuld auf sich geladen haben, würde der Fluch des Deuteronomiums wirksam. Er würde, wie Saulus vor ihm, »dem Satan übergeben zum Verderben des Fleisches, auf dass der Geist selig werde am Tage des Herrn«. Der Fluch verwirklicht sich, das Ehepaar lebt fortan in Hassliebe: »Den halben Tag wie Engel, den anderen halben Tag quälen sie sich gegenseitig wie Teufel«, so die Mutter. Ingeborg ist »so böse geworden wie ihr Mann«, fängt seine Briefe ab, isoliert ihn. Und der Unbekannte erscheint wie eine Spielfigur der Schwiegermutter und des Geistlichen, die beschließen, ihn mit Gebeten und der Hilfe Gottes auf den rechten Weg zu führen.
Der Weg zur Erlösung ist weit und führt zunächst in den Wahnsinn. Auch wenn der Unbekannte nicht mehr an Gott glaubt, plagt ihn doch die Vorstellung von Schuld und Sühne. Im Kloster endet er, damit seine Seele schließlich Ruhe findet. August Strindbergs Stück ist das Dokument einer Lebenskrise, ein Gedankenexperiment – eine moderne Überschreibung der Apostelgeschichte –, das die Frage nach Gut und Böse, der Natur des Menschen, dem wechselhaften Verhältnis zwischen den Geschlechtern radikal durchspielt. In dieser existentiellen Selbstbefragung des »Ich«, Strindbergs Alter Ego, liegt seine Aktualität bis heute, genau wie in Strindbergs expressionistischer Formen- und Bildsprache, der Auflösung der Aristotelischen Einheiten von Ort, Zeit und Handlung, mit denen er vor über hundert Jahren die Konventionen des naturalistischen Theaters sprengte.
»MUTTER: Du baust noch auf Illusionen?
DER UNBEKANNTE: Worauf sollte ich sonst bauen, da alles sonst Illusion ist?
MUTTER: Wenn du eines Tages aufwachst aus diesem Traum, wirst du eine Wirklichkeit sehen, die du dir nie hättest träumen lassen.«
Der Weg zur Erlösung ist weit und führt zunächst in den Wahnsinn. Auch wenn der Unbekannte nicht mehr an Gott glaubt, plagt ihn doch die Vorstellung von Schuld und Sühne. Im Kloster endet er, damit seine Seele schließlich Ruhe findet. August Strindbergs Stück ist das Dokument einer Lebenskrise, ein Gedankenexperiment – eine moderne Überschreibung der Apostelgeschichte –, das die Frage nach Gut und Böse, der Natur des Menschen, dem wechselhaften Verhältnis zwischen den Geschlechtern radikal durchspielt. In dieser existentiellen Selbstbefragung des »Ich«, Strindbergs Alter Ego, liegt seine Aktualität bis heute, genau wie in Strindbergs expressionistischer Formen- und Bildsprache, der Auflösung der Aristotelischen Einheiten von Ort, Zeit und Handlung, mit denen er vor über hundert Jahren die Konventionen des naturalistischen Theaters sprengte.
»MUTTER: Du baust noch auf Illusionen?
DER UNBEKANNTE: Worauf sollte ich sonst bauen, da alles sonst Illusion ist?
MUTTER: Wenn du eines Tages aufwachst aus diesem Traum, wirst du eine Wirklichkeit sehen, die du dir nie hättest träumen lassen.«
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