Theatertexte

Worin liegt das heutige Potential in Molières „Der eingebildete Kranke“? Dem sind Barabara Sommer und Plinio Bachmann mit einer modernen Überschreibung in zeitgenössischer Sprache auf den Grund gegangen. Und zwar mit sehr viel Humor und präziser Analyse der medizinischen Fachsprache. Die Figuren angelehnt an Charaktere der Comedia dell’Arte: Wir sehen Argan, als analfixierten, „klistierophilen“ Hypochonder, der seine Opferrolle manipulativ auszuspielen weiß. Der Arzt Purgon, der die Leiden Argans wie gewohnt ausnutzt. Eine ganz neue Themenkarte macht die Adaption Cléantes als überkorrekt gendernde und Pronomen definierende Figur auf. Der perfektionierte Prototyp des modernen männlich gelesenen Menschen.
Der intergenerationale Konflikt des 21. Jahrhunderts zwischen ihm und Argan als Vertreter der älteren Genration fügt sich perfekt ein. Aber vor allem die stark angelegten Frauenfiguren Angélique, Béline und Toinette bereichern diese Version des Dauerpatienten Molières, in der die
Machtverhältnisse neu ausgelotet werden.

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