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Russo, Letizia

Klopf an, wenn du da bist
(Se ci sei, batti un colpo)

Sprechtheater
Monolog, Schauspiel

Übersetzer:in(nen): Heymann, Sabine

Originalsprache: Italienisch
Besetzung: 1H (1 Darst.)
Besetzungshinweis: größere Besetzung möglich

Bstnr/Signatur: 2560

Aufführungsgeschichte:
UA: 24.10.2014 San Miniato, Teatrino dei Fondi
Frei zur DSE

In TTX seit: 04.12.2020

Franco ist kein gewöhnlicher Mann von 35 Jahren. Franco wurde ohne Herz geboren. Seine Freunde wissen das zuweilen zu schätzen. „Ein Freund ohne Herz ist unbezahlbar“, erinnert sich Eugenio nach Francos Tod. „Wenn ich ein Problem hatte, rief ich dich an. Du hast nicht abgehoben. Ich habe dich noch einmal angerufen. Du hast nicht abgehoben. Und nach hundert Anrufen wurde mir schließlich klar, dass ich selbst schon hinlänglich über das Problem nachgedacht und es gelöst hatte!“
Der emotions- und herzlose Franco ist aber niemand, den wir uns als glücklichen Menschen vorstellen dürfen. Manchmal versucht er, auf jede erdenkliche Weise zu weinen. Er strengt sich gewaltig an, doch aus seinen Augen wollen keine Tränen kommen. Oder er greift sich mit der Hand an die Brust, als erlitte er einen Herzinfarkt.
Am liebsten wäre Franco wohl tot. Wie die alte Signora Giuseppa, deren Stimme noch immer auf dem Anrufbeantworter um Nachricht bittet, obwohl sie längst verstorben ist. Also klopft Franco mit fiktivem Herzklopfen gegen mehrere Türen, hinten denen sich Christus, Ahmed, der Kebabhändler in Vertretung des nicht darstellbaren Propheten, Balakrishna und Zeus offen, aber entschieden zum Thema Freitod äußern.
Am Ende seines religionskritischen Exkurses drückt ihm der berühmte Selbstmörder Yukio Mishima ein japanisches Langschwert in die Hand. Doch Franco hängt es an die Wand, denn Signora Giuseppa steht vor seiner Wohnungstür. Sie wandelt als Gespenst umher und schaut nach Franco, auf den sie an einem anderen Ort längst wartet. Und schließlich – durch einen tödlichen Zufall – gerät er tatsächlich dorthin. „Am Ende bist auch du auf dieser Bank gelandet“, empfängt sie ihn. „Und musstest dafür nicht mal Selbstmord begehen. Sieh doch mal, wie schön das Meer ist, was? Jetzt, wo du auch da bist, macht es mir weniger Angst aufzustehen, um zu sehen, was hier mit einem passiert. Was meinst du, wollen wir mal nachschauen? Komm her. Hak dich bei mir unter. Gehen wir nachschauen.“

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