Bürgerwehr und „Gruppe Freital“ – seit 2015 hat die Stadt ihren Ruf weg: als rechtes Nest. Den hatte sie nicht immer. Im Gegenteil: in den 1920er Jahren galt die Region um Döhlen gar als „Rotes Wien in Sachsen“, wo ein Leben frei von Unterdrückung und Ausbeutung möglich sein sollte. Ab 1947 waren die Freitaler*innen stolz auf den Wiederaufbau des Edelstahlwerkes, in dem fast 5000 Arbeiter*innen 300.000 Tonnen Walz- und Schmiedeprodukte pro Jahr herstellten. Die Wende 89/90 war da nicht nur ein Befreiungsschlag, sondern auch ein Einbruch. 1992 setzten sich die Stahlwerker*innen noch erfolgreich mit Protesten gegen eine Abwicklung durch die Treuhand zur Wehr. Doch von den bis dahin verbliebenen 2600 Angestellten waren 1997 nur noch 640 übrig. Blühende Landschaften waren verheißen worden, es folgten Kurzarbeit und die Sozialamtskutsche. Oder war doch nicht alles so schlimm? Im Jubiläumsjahr von 30 Jahren Wiedervereinigung widmet sich das Staatsschauspiel Dresden der neueren Geschichte der Stadt Freital sowie den Geschichten ihrer Bewohner*innen und fragt nach deren individuellen Erfahrungen in den letzten drei Jahrzehnten. Durch Gespräche, Begegnungen und Recherche vor Ort bringt der in Sachsen geborene Dramatiker Dirk Laucke in einem Stücktext für die Bürgerbühne verschiedene Perspektiven und Erzählungen zusammen. Als Darsteller*innen wirken in diesem Mehrgenerationenprojekt interessierte Freitaler Bürger*innen mit, die auf der Bühne sich selbst und ihre Nachbar*innen verkörpern.
Staatsschauspiel Dresden
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