Der Boxer
Sprechtheater
Schauspiel
Dekorationshinweis:
2 Dekorationen
Besetzung:
2D,
7H
Dauer:
abendfüllend
Aufführungsgeschichte:
Auftragswerk für das Theater in der Josefstadt, Wien
UA: 29.01.2015
Regie: Stephanie Mohr
In TTX seit: 15.09.2014
Nach dem Kampf aber lautet das Urteil der Jury (inzwischen alle Nazis): "Der Meistertitel wird nicht vergeben". Doch das Publikum ist anderer Meinung und beginnt derart zu meutern, dass die Funktionäre um ihr Leben fürchten. Rukeli wird also doch zum Deutschen Meister ernannt. Aber bereits nach einer Woche wird ihm schriftlich der Titel "wegen schlechten Boxens" wieder aberkannt.
Die Zeitschrift "Boxsport" assistiert: "Der Zigeuner bedeutet für jede seriöse Veranstaltung eine Gefahr, weil er dazu neigt, wie ein Derwisch zu tanzen. Flitzen und punkten sind eines Meisters unwürdig."
Johann Wilhelm Trollmann, von Freunden und Fans "Rukeli" genannt, entstammt einer Sinti-Familie, die in Hannover sesshaft geworden war. Vater Wilhelm fühlte sich als patriotischer Deutscher und ließ sich gerne mit Jägerhut und Trachtenjanker fotografieren. Rukeli begann schon mit acht Jahren zu boxen, errang viermal die Regionalmeisterschaft und zählte 1928 zu den Kandidaten für die Olympischen Spiele in Amsterdam. Sein Verein BC Heros Hannover schickte dann aber doch lieber einen "echten" Deutschen zu den Spielen.
Zutiefst enttäuscht verließ Rukeli den Verein und wechselte zum Arbeiterclub Sparta Linden. 1929 wurde er Norddeutscher Landesmeister. Er ging daraufhin nach Berlin und wurde ein erfolgreicher Profi-Boxer.
Ungefähr eine halbe Million Roma und Sinti aus dem Deutschen Reich und den besetzten Ländern wurden ermordet. Nach dem Krieg wurden sie sehr schnell zu den "vergessenen Opfern". In Deutschland und Österreich lehnte man eine Wiedergutmachung jahrzehntelang mit der Begründung ab, man habe die "Zigeuner" nicht aus "rassischen" Gründen umgebracht, sondern, weil sie als "Asoziale" galten.
(Felix Mitterer, Anmerkungen zum Stück "Der Boxer")
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