4Min 12Sek
(Four Minutes Twelve Seconds)
Sprechtheater
Schauspiel
Übersetzer:in(nen): Raab, Michael
Werkangaben: Stück
Originalsprache: Englisch (Großbritannien)
Dekorationshinweis: Wechseldek.
Besetzung:
2D,
2H
Aufführungsgeschichte:
UA: 02.10.2014, Hampstead Theatre Downstairs, London
DSE: 14.10.2017, Landestheater Schwaben, Memmingen
In TTX seit: 15.12.2016
Jack, 17, ist der ganze Stolz seiner Eltern, David und Di. Sie haben ihr ganzes Leben versucht, ihm alles zu bieten, was sie selbst als Kinder nicht hatten. Nun ist er kurz davor, einen glänzenden Schulabschluss hinzulegen, um danach Jura zu studieren.
Doch dann taucht ein Video im Internet auf; Vier Minuten und zwölf Sekunden, die alles zu ruinieren drohen, wofür die Familie so gekämpft hat. Ein intimes Video von Jack und seiner Exfreundin Cara. Jugendliche Experimentierfreudigkeit, ein Clip von Tausenden im Genre der Amateur-Pornografie im Netz? Jack schwört, er hat es nicht hochgeladen. Cara schwört, der Clip zeigt eine Vergewaltigung.
Die Eltern sind geschockt. Cara ist ein Mädchen aus schlechten Verhältnissen, besonders clever ist sie ja nicht, die konnte doch froh sein, dass dieser gute Junge sich mit ihr abgibt, kann man der jetzt trauen, wenn sie mit solchen Anschuldigungen kommt? Will sie sich nicht eher rächen, weil Jack Schluss gemacht hat? Und kann das überhaupt eine Vergewaltigung sein, immerhin waren die beiden doch in einer Beziehung und es war nicht das erste Mal, dass die Teenager Sex hatten, vorher wollte Cara doch auch?
Was tun? Die Polizei einschalten kann man nicht, nicht auszudenken wären die Konsequenzen für Jack und seine rosige Zukunft, denn irgendwas würde sicher haften bleiben.
Schicht um Schicht nähert sich das Stück den Ereignissen, die zum Upload des Videos führten, die Geschichte dreht sich mehrmals bis zu einem beunruhigenden, verstörenden Finale. Da die Figur des Jack nie auftaucht – eine brillante Entscheidung des jungen Autors James Fritz – liegt der Fokus auf den Reaktionen der Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung, vor allem auf dem bröckelnden Idyll der Familie. Wir werden hineingezogen in die Unsicherheit der Eltern, die zunächst nur leisen, dann immer größer werdenden Zweifel am Sohn, aneinander, an der Erziehung, an sich selbst.
In kurzen Szenen mit minimal gehaltenen, messerscharf geschnittenen Dialogen lässt Fritz bewusst Leerstellen, in denen das Ausmaß der Katastrophe umso deutlicher wird. In den Reaktionen der Eltern spiegelt sich der gesellschaftliche Reflex, eher die Glaubwürdigkeit des Opfers anzuzweifeln, als das Bild eines ordentlichen, unfehlbaren jungen Mannes aufzugeben. Die Aktualität des Themas und die Parallelen zu Fällen wie Gina-Lisa Lohfink oder Brock Turner sind am Ende des Stückes schmerzhaft offensichtlich.
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