Theatertexte

Anja und Stefan, beide um die vierzig, sind seit fünfzehn Jahren verheiratet und haben gemeinsam zwei Kinder (5 und 8 Jahre alt). Doch die sind nun das erste Mal eine ganze Woche bei Oma und Opa. Viel Zeit für das Paar, um neben den Jobs – Anja ist Architektin, Stefan freiberuflicher PR-Berater – ein bisschen die Beziehung wiederzubeleben.

Doch da kommt ihnen der Einzug eines gut zehn Jahre jüngeren, kinderlosen Paars auf der anderen Straßenseite dazwischen. Durch ihr Wohnzimmerfenster beobachten Stefan und Anja das rege, vorhanglose Liebesleben der neuen Nachbarn, versuchen es vor dem jeweils anderen jedoch zu verheimlichen. Zwischen Situationskomik und Dialogwitz werden die beiden mit ganz grundsätzlichen Fragen konfrontiert: Welche Wünsche hegen sie? Was für Fantasien haben sie? Und welche Geheimnisse versuchen sie voreinander zu verbergen? Obwohl Anja und Stefan sich mit aller Macht dagegen wehren, übt das Fenster eine magnetische Wirkung auf sie aus. Dabei wird der Blick hinüber auf die andere Straßenseite nicht nur zu einem Augenöffner für verdrängte Sehnsüchte, sondern steht stellvertretend für unser aller Leben im digitalen Zeitalter, in dem wir unser eigenes kleines Smartphone-Fenster zur Welt immer bei uns tragen.

Bei Anja und Stefan spitzt sich die Situation mehr und mehr zu, und als Stefan schließlich das
Fenster zuerst verhängt und dann mit einer Sperrholzplatte verrammelt, steht mit einem Mal alles auf dem Spiel: die Liebe, die Ehe, die Familie ...

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