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Kafka, Franz / Mandaus, Luděk / Kruntorad, Paul

Ein Flug um die Lampe herum
nach Skizzen und Ideen von Franz Kafka

Sprechtheater
Schauspiel

Besetzung: 12D, 15H

In TTX seit: 22.03.2024

„Wenn das nicht ein echter Kafka ist, lasse ich mir mit einem Abortbesen ins Gesicht fahren.“ (Friedrich Karp, Prokurist der Universal Edition, 1967)

Um das Stück „Flug um die Lampe“ herum entbrannte Ende der 1960er-Jahre ein heftiger Streit: Handelt es sich hierbei um den einzigen dramatischen Text Franz Kafkas? Oder ist das Stück eine dreiste Fälschung?
Im Herbst 1965 stieß der Theaterkritiker Jaroslav Procházka auf ein merkwürdiges Opernlibretto mit dem Titel „Franz Kafka“, geschrieben von Luděk Mandaus. Sein Freund, der Übersetzer und Autor Jaroslav Langer, glaubte, dieses Libretto müsse auf Kafka-Texte zurückgehen, dilettantisch bearbeitet und montiert von Mandaus.
Mandaus bestätigte die Theorie Langers. Vor dem Bezirksgericht Wien gab er in einem Beweissicherungsverfahren zu Protokoll:
„Ich war seit Ende des Ersten Weltkrieges mit Franz Kafka befreundet. Ich studierte damals Architektur und machte eine bühnentechnische Erfindung. Es handelte sich um eine Bühnenprojektion ähnlich der Laterna magica. Für diese Erfindung suchte ich ein interessantes Stück. Im Winter 1922 gab mir Franz Kafka Skizzen und Ideen und erklärte, ich könne damit machen, was ich wollte. Ich habe ein Theaterstück aus den Skizzen und Ideen zusammengestellt, und dieses Theaterstück wurde im Winter 1922 im Kaffee Louvre in Prag von einer jiddischen Laienspieltruppe zweimal aufgeführt.“
Ende der 1930er-Jahre wird Mandaus von der Gestapo verfolgt, seine Wohnung beschlagnahmt. Er erklärt, dass die Originalmanuskripte Kafkas in dieser Zeit verlorengingen.
Während Langer überzeugt ist, der Text sei ein Jahrhundertfund – 1969 publiziert er eine über 200 Seiten lange akribische Beweisführung – und alles daran setzt, das Originalmanuskript bei irgendeinem Sammler oder auf einem Flohmarkt zu finden, glauben viele Kafka-Experten, nichts an diesem Stück habe etwas mit Kafka zu tun, ja, Mandaus habe Kafka überhaupt nicht gekannt.
„Dass Kafka nirgends von mir schreibt? … das ist kein Beweis, dass er mich nicht kannte.“ (Luděk Mandaus, in einem Brief von 1966)

Im Archiv des Thomas Sessler Verlags finden sich zahlreiche Unterlagen und Briefwechsel zum Fall, der viele kafkaeske Züge trägt.

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