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Şurdum, Kundeyt

Der lange Sonntag Osmans

Stoffrechte

Sprechtheater

Besetzung: 2D, 3H

Frei zur UA

In TTX seit: 27.03.2024

Vor 60 Jahren, am 15. Mai 1964, wurde das Anwerbeabkommen zwischen Österreich und der Türkei unterzeichnet. Die meisten türkischen Arbeiter*innen kamen nach Wien und Vorarlberg, wo „billige Arbeitskräfte“ in der boomenden Textil- und Metallindustrie händeringend gebraucht wurden.

Das Hörspiel „Der lange Sonntag Osmans“ (Ursendung 1982) dreht sich um Bekir, der schon sein halbes Leben in Österreich lebt, und seinen Mitbewohner, der ehemalige Dorfschullehrer Osman, der die Türkei nach dem Militärputsch verlassen hat. Es ist ein Sonntag im Winter. In einer Atmosphäre aus Erschöpfung, Einsamkeit und Langeweile geraten Osman und Bekir in Streit, brechen Wunden auf. Bekir hat Angst, eines Tages nicht mehr gebraucht und fortgeschickt zu werden aus dem Land, das für ihn eine Heimat ist. Heimat, die ihn jedoch nur als Arbeitskraft sieht. Osman schreibt Briefe an seine Frau, an seine Tochter. Seine Frau wartet und hasst „das Land, das Gastarbeiter schickt“ wie „das Land, das dich als Arbeitskraft aufgenommen hat“. Seine Tochter hat ihren Vater beim letzten Treffen vor mehr als drei Jahren nicht mehr erkannt.
Um der beklemmenden Enge zu entfliehen, gehen Osman und Bekir ins Freie. Es schneit. Auf dem Spielplatz ohne Kinder toben sie sich aus. Ein Hund kommt und bellt sie an: „Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass dies hier ein Kinderspielplatz ist, wo keine Erwachsenen auf der Schaukel sitzen dürfen. Vor allem keine Ausländer. Höchstens Touristen. Weil die Devisen bringen. Weil man mit Devisen neue Fabriken baut. Nein, neue Fabriken baut man nicht. Man kauft neue Maschinen, die weniger Arbeiter brauchen.“

Kundeyt Şurdum (1937–2016) gilt als eine der frühesten Stimmen der deutsch-türkischen Literatur und zählt zu den wichtigsten Lyriker*innen des 20. Jahrhunderts in Österreich. „Der lange Sonntag Osmans“ war sein erster Hörspieltext, der dialogische, epische und lyrische Passagen auf kunstvolle Weise miteinander verbindet. 2022 erschien posthum im Verlag Sonderzahl unter dem Titel „Hier endet die Fremde“ eine Werkausgabe Şurdums.

Es ist jeder Bühne möglich, in Rücksprache mit dem Verlag eine Theateradaption des Hörspiels zu erstellen.

Wenn Sie sich als Nutzer registrieren, können Sie hier online Ansichtsexemplare beim Verlag anfordern.


Vertrieb:

Thomas Sessler Verlag Wien
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