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Funk, Mirna

Auf einem einzigen Blatt Papier

Sprechtheater
Schauspiel

Besetzung: 2D, 2H

Bstnr/Signatur: 1550

Aufführungsgeschichte:
Ursendung der Hörspielfassung: 21.09.18, BR, Bayern 2; R: Stefanie Ramb; M: Malakoff Kowalski; u.a. mit Anna Drexler, Thomas Hauser, Walter Hess
Frei zur UA

In TTX seit: 23.10.2018

Protagonist Yonathan glaubt, im Leben beliebig oft von vorne anfangen zu können, seine Biografie passt auf ein einziges Blatt Papier: Ist es voll, radiert er es aus und beginnt eine neue Geschichte.
„Yonathan ist ein Mann, der kein Gestern und kein Morgen hat. Dessen gesamtes Leben auf einem einzigen Blatt Papier stattfindet, das immer wieder gelöscht und neu beschrieben wird. Yonathan hat Israel, das Land, in dem er geboren ist, noch nie verlassen. Er kann es nicht verlassen, weil er sich selbst nicht bewohnt. Er hat quasi keinen Körper, mit dem er reisen könnte. Keinen Körper, mit dem er Dinge schaffen könnte. Keinen Körper, um mit anderen in Kontakt zu treten. Er ist ein Lufthauch. Eine Sphäre. Er existiert nur als Reaktion. Es gibt von ihm ausgehend keine Aktion. Nichts, das aus ihm heraus agiert. Er reagiert nur auf Dinge, Menschen und Situationen. „Sein Leben findet parallel zu all dem statt, was heute die moderne Welt mit ihren zahlreichen Möglichkeiten, dem Netzwerken, dem Reisen und dem sich selbst Entdecken ausmacht. Dieser Mann ist ein Gegenentwurf zur derzeitigen Gesellschaft und doch erfahren wir durch ihn viel über ebendiese Gesellschaft.“ (www.br.de)
„Mirna Funk porträtiert [...] einen Menschen, der das glatte Gegenteil ist von seinen Generationsgenossen, die ihr Leben in stetig wachsenden Datenbergen archivieren. Jonathan schafft sich stattdessen als Persönlichkeit ab. Er wird beinahe körperlos, er reist nicht, weil er sich dann – diese Option gibt es, er schlägt sie aus – als Jude in Berlin zu einem historischen Kontext verhalten müsste. Jonathan ist aber nur Reaktion auf ein Gegenüber, nach dem er sich komplett ausrichtet.“
(Süddeutsche Zeitung, 21.09.18)

„Wir leben in einer Zeit, in der sich alles um persönliche Weiterentwicklung dreht, in der jeder Einzelne davon überzeugt ist, er könne alles tun und jeder sein. Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen glauben, immer wieder neu anfangen zu können. Ja, dass es viele verschiedene Leben in diesem einen gibt. Und wir leben in einer Zeit, in der wir fest davon überzeugt sind, dass wir frei sind. Auch Yonathan, der Protagonist meines Textes, ist überzeugt davon, frei zu sein. Immer, wenn sein Leben nicht so läuft, wie er es sich wünscht, beginnt er einfach von vorn. So glaubt er jedenfalls. Er gibt sich einen neuen Namen, kleidet sich neu ein, beginnt einen neuen Job und eine neue Beziehung. Er verändert sein gesamtes Setting und denkt, dass nun alles anders wird. Aber das wird es nicht. Weil wir nicht neu beginnen können. Weil wir uns, unsere Traumata und unsere Geschichte mitschleppen. Ein ganzes Leben lang. Denn wir werden uns nicht los. Niemals.“ (Mirna Funk)

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