Gärtner, Philipp
Gold
Sprechtheater
Schauspiel
Besetzungshinweis: Besetzung variabel
Aufführungsgeschichte:
UA: Stadttheater Gießen
11.09.2021
Regie: Titus Georgi
In TTX seit: 30.10.2019
Ein strukturell gestresster Pizzalieferant, für Verkehrsregeln blind, holt Tilda mit dem Auto vom Fahrrad. Ihr Blut strömt und eine aberwitzige Abwärtsspirale setzt sich in Gang. Ihrem finanziell ohnehin prekär aufgestellten Großstadtleben zwischen Kellnerjob, Kunst und Schlafcouch wird der finanzielle Boden restlos unter dem verletzten Bein weggezogen. Nach kurzen, lustvoll grotesken Intermezzi bei Ärztin, Amtsgericht und Anwältin wird Tilda gleichsam vom Zentrum an den Rand gespuckt. Sie findet sich in einem aus morschem Holz gebastelten Unterschlupf im Stadtwald wieder, hungrig, wütend und mutmaßliches Fahndungsziel eines Großeinsatzes. Mit einem Deko-Speer zufällig bestückt, zieht sie zurück ins »Schweinesystem«, Richtung Supermarkt. Aber gerade als der Supermarktsecuritytyp sie abführt, um den letzten Sargnagel in ihre exbürgerliche Biografie einzuschlagen, geschieht das Sagenhafte: Anstatt Tilda geht die Welt um sie herum unter. Gold fällt vom Himmel. Schwere, tennisballgroße Goldklumpen. Sie erschlagen nicht nur den Securitymann, sondern beseitigen die Welt, wie wir sie kannten, gleich mit.
Im zweiten Teil tauchen alle Randfiguren aus Tildas rasanter Existenzvernichtungserzählung wieder auf. In blitzlichtartigen Monologen und Dia-logen berichten Kassierer, Eltern, Polizistinnen, Pizzaboten und Kaufhaus-kinder von ihrem Sterben, Überleben und ihren Orientierungsversuchen in der Stadt und in der Welt.Tilda selbst ist ins Kanalisationssystem der Stadt geflüchtet. Hier, von der Unterseite der Zivilisation, zeichnet sie mit ihrem absterbenden Handy kurze Sprachmemos auf. Bis sie auf eine andere Frau trifft, die sich schon seit Jahren gegen den Wahnsinn der Oberwelt entschieden hat.Philipp Gärtner erweitert das Sterntalermotiv und erzählt ein Märchen vom Niedergang des Spätkapitalismus. In seiner poetischen Sprache, die Melancholie und Komik virtuos verbindet, skizziert er darin eine aus den Bahnen geworfene Welt, in der nur überleben wird, wer bereit ist, sie gedanklich neu zu erfinden. Oder wer so unkompostierbar ist wie der Mazda und der Nissan, die als immobil gewordene Zeugen des »Goldtags« miteinander ins Streitgespräch gehen.
Diese ungewöhnliche dramatische Mischung aus erzählter Apokalypse und erlebter Heiterkeit erzeugt eine Spannung, die das Theater herausfordert. Und viel Spaß bringen wird.
Im zweiten Teil tauchen alle Randfiguren aus Tildas rasanter Existenzvernichtungserzählung wieder auf. In blitzlichtartigen Monologen und Dia-logen berichten Kassierer, Eltern, Polizistinnen, Pizzaboten und Kaufhaus-kinder von ihrem Sterben, Überleben und ihren Orientierungsversuchen in der Stadt und in der Welt.Tilda selbst ist ins Kanalisationssystem der Stadt geflüchtet. Hier, von der Unterseite der Zivilisation, zeichnet sie mit ihrem absterbenden Handy kurze Sprachmemos auf. Bis sie auf eine andere Frau trifft, die sich schon seit Jahren gegen den Wahnsinn der Oberwelt entschieden hat.Philipp Gärtner erweitert das Sterntalermotiv und erzählt ein Märchen vom Niedergang des Spätkapitalismus. In seiner poetischen Sprache, die Melancholie und Komik virtuos verbindet, skizziert er darin eine aus den Bahnen geworfene Welt, in der nur überleben wird, wer bereit ist, sie gedanklich neu zu erfinden. Oder wer so unkompostierbar ist wie der Mazda und der Nissan, die als immobil gewordene Zeugen des »Goldtags« miteinander ins Streitgespräch gehen.
Diese ungewöhnliche dramatische Mischung aus erzählter Apokalypse und erlebter Heiterkeit erzeugt eine Spannung, die das Theater herausfordert. Und viel Spaß bringen wird.
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