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Kutschke, Svealena

Fußnoten aus dem späten 21. Jahrhundert

Sprechtheater
Schauspiel

Besetzung: 6 Darst.

Dauer: abendfüllend

Aufführungsgeschichte:
UA frei

In TTX seit: 05.05.2025

Wir befinden uns im Maschinenraum der Demokratie, im Kraftraum des Nationalstaats- in einem Großraumbüro der Verwaltung.
Glasfront, alle so ganz emsig. es wird viel getippt und abgeheftet. Hier und da sieht man noch die Verwendung von Tinte und sogar Löschpapier.
Das hat eine Zärtlichkeit, wie das Löschpapier auf das ausgefüllte Formular gedrückt wird, eine ganz besondere Sinnlichkeit usw. Es ist berührend, denkst du.
Vor der Glasfront dies das. Ein Sturm. Mit ein bisschen Regen. Oder, du möchtest da ehrlich sein, mit viel Regen. Also eigentlich eine Wasserwand. Eine Wasserwand, die an der Glasfront hinunterrinnt. Ein durchdringender, alles durchnässender und überflutender, krachender Sturzregen.
Du schließt kurz deine Augen. Kurz ist es wieder 2025 und du hattest dir gerade einen Kaffee gekocht in den glühenden Resten der Demokratie.
Das Wasser drückt gegen alle Fenster, kleine Tiere wirbeln darin herum. An der Seitenwand des Großraumbüros, direkt neben der Glasfront, bildet sich ein Fleck. Er ist nicht groß und hat die Form einer Deutschlandkarte.
Du gehst die Meldeformulare durch, und draußen WETTER und überall Militär.
Das macht dich alles richtig traurig. So ungefähr wie Papierstau macht dich das traurig. Du denkst Kaiserpinguine. Es war ja klar, dass ihr Aussterben besonders dramatisch ausfallen würde.
Du denkst an das Pinguinweibchen, das mit dem Küken durch den Schneesturm in eine Senke abgetrieben wurde.
Wie es versuchte, mit dem Küken auf den Füßen die glatte Eiswand hochzuklettern. Es rammte seinen Schnabel in die Eiswand, spannte seine Bauchmuskeln an, krümmte seinen Körper und zog sich und das Junge Stück für Stück hinauf. Die Füße fanden immer nur ganz kurz Halt auf dem glatten Eis. Jedes Mal, wenn es den Schnabel aus dem Eis zog, um ihn ein Stück weiter oben wieder ins Eis zu rammen, drohte es, abzustürzen.
Dieses Gewicht, das ganz allein am Schnabel hängt. Die ungeheure Balance der Füße, auf der das Junge hockt wie auf einem Boot auf hoher See.
Und in der Teeküche ist auch wieder viel los.

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