Theatertexte

Frisch getrennt, steht ein neues Leben vor der jungen Frau: Keine anstrengenden Gespräche am Frühstückstisch, keine zeitraubenden Diskussionen um die Abendgestaltung und insgesamt einfach keine Kompromisse mehr! Endlich mal ganz auf sich selbst fokussiert sein, den eigenen Bedürfnissen folgen, die neue Spontaneität genießen. Ein Befreiungsschlag, die absolute Unabhängigkeit! Wäre da nicht dieses leise Ziehen in der Herzgegend, dass irgendetwas fehlt. Aber was? Zweisamkeit? Geborgenheit? LIEBE?! Haben wir all das nicht längst überwunden in einer Zeit, in der Beziehungen dank Dating-Apps mit der größtmöglichen Unverbindlichkeit angegangen, geschlossen und wieder gelöst werden können? Langzeitbeziehung, Familiengründung und nie wieder Zeit für die Freund:innen? Soll das wirklich das Lebensziel sein? Nein! Dem fehlenden Sinn im Leben lässt sich am besten mit möglichst vielen Dates zur Selbstvergewisserung entkommen. Swipen bis zur Sehnenscheidenentzündung, um der bangen Frage zu entgehen, ob man überhaupt noch allein existieren kann. Dabei aber stets die Balance halten zwischen Bindungssehnsucht und Eigenständigkeit, und keinesfalls im Dating-Burnout landen! Jenseits der Bildschirme wartet die bittere Erkenntnis: Die Welt steht dir offen – aber sie hat nicht auf dich gewartet.
«Alles Casual» ist eine radikale Selbstumkreisung im Liebeskummer-Mikrokosmos der eigenen Wohnung und dem Chaos des Internets, ein herzzerreißend komisches Lamento der Selbstbezogenheit – dabei immer wieder berührend und entwaffnend ehrlich.

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