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Radtke, Peter

Nachricht vom Grottenolm

Sprechtheater
Schauspiel

Werkangaben: (1981)
Besetzung: 1H

Aufführungsgeschichte:
Uraufführung: TamS / Theater am Sozialamt, München 1981
Im Kontext von George Taboris "M (nach Euripides)": Münchner Kammerspiele 1985

In TTX seit: 12.10.2021

Stephan Wünschmann hat alle Voraussetzungen für ein Leben geschaffen, das dem „Normalitätsanspruch“ einer bürgerlichen Gesellschaft gerecht würde. Er führt dem Publikum und sich selbst vor, wie ein solches Leben aussieht – und wie es assähe für ihn selbst. Für eine anspruchsvolle Erwerbstätigkeit ist er mindestens äußerst qualifiziert und „geeignet“. Könnte in der Post an diesem Tag nicht eine Job-Zusage oder zumindest eine Einladung zum Vorstellungsgespräch sein? Ist nicht die Frau, deren Besuch Stephan Wünschmann erwartet, dazu befähigt, ihn zu lieben? Sind Menschen nicht dazu befähigt, mit ihm, einem Menschen, zu leben? Stephan Wünschmann sitzt im Rollstuhl. Können Menschen mit Behinderung nicht davon ausgehen, dass ihre Mitmenschen mehr als die „Behinderung“ wahrnehmen?
Das Stück zeigt, dass Behinderung nicht das Problem einer Minderheit ist, sondern dass sie als eine von der Gesellschaft produzierte Kommunikationsstörung erkannt werden muss, an der jeder einzelne von uns beteiligt ist, von der jeder einzelne von uns betroffen ist.

Peter Radtke (1943-2020) war Dolmetscher für Englisch, Französisch und Spanisch, hatte Germanistik und Romanistik studiert und mit „Das Problem ‚Brüchigkeit‘ - eine Untersuchung zu Rabelais, Diderot und Claudel“ an der Universität Regensburg promoviert. Radtke litt an Osteogenesis imperfecta (umgangssprachlich: „Glasknochenkrankheit“). Zusammen mit seiner wissenschaftlichen Kompetenz integrierte er auch seine Erfahrungen als Mensch mit Behinderung in seine Arbeit als Schauspieler, Autor und Fachgebietsleiter für das „Behindertenprogramm“ der Münchner Volkshochschule. Bis 2016 gehörte er dem Deutschen Ethikrat an. Am TamS (Theater am Sozialamt) brachte er 1981 sein Stück „Nachricht vom Grottenolm“ zur Uraufführung. Als Autor und Schauspieler verkörperte er „das Kind“ in George Taboris Medea-Produktion an den Münchner Kammerspielen 1985, brachte „Nachricht vom Grottenolm“ in die Stückentwicklung ein.

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