Theatertexte

Gert Jonkes "Melodram für Lorenzo da Ponte" wurde mit Thomas Hampson im Rahmen der RuhrTriennale 2005 uraufgeführt:
Mozarts Librettist Da Ponte erfindet und übertreibt die Schilderung seiner fiktiven Biographie so, dass man anfängt zu erahnen, was tatsächlich stattgefunden haben könnte und was nicht. Zentrales Thema aber bleibt das Verdrängen des Vergänglichen, seine Sehnsucht nach der Überwindung des Todes, nach einem ewigen Leben im Hier und Jetzt, das mit der zentralen und unerfüllten Lebensleidenschaft, der Musik, sicher leichter wäre. Zwar ist auch der Librettist Da Ponte, wie der Komponist Mozart, unsterblich, aber Mozarts Musik ist unsterblicher als die Literatur. So ist es tröstlich für ihn, dass seine Frau kurz vor ihrem Tod prophezeit hat, er werde in einem zweiten Leben als Sänger wiederkehren.
"Da Ponte redet zwar dauernd über Mozart, aber ohne den Namen Mozart auszusprechen. Es hat sich gezeigt, dass das eine viel intensivere Auseinandersetzung mit Mozart ergibt, als ein Mozartjahr zu feiern. In diesem Melodram ist da Ponte einer, der eine Biographie geschrieben hat, so erlogen und übertrieben, dass sie durch ihre Erfindungen ein Bild von der Person abgibt. Man beschreibt, was nicht stattgefunden hat, um erahnen zu können, was sich abgespielt hat. Ich lasse da Ponte so alt weden, dass er heute noch lebt, und größenwahnsinnig wird und glaubt, er ist der, über den er schreibt." (Gert Jonke)

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