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Ben Yishai, Sivan

Bühnenbeschimpfung
(Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?)
(Offending the Stage)

Sprechtheater
Schauspiel

Übersetzer:in(nen): Maren Kames

Besetzungshinweis: Besetzung variabel

Aufführungsgeschichte:
UA: Maxim Gorki Theater Berlin
17.12.2022
Regie: Sebastian Nübling

In TTX seit: 27.10.2022

Der neue Theatertext von Sivan Ben Yishai ist ein gedankliches Triptychon über die Institution. Über ihre Wesensart, ihre Le­bensdauer, ihre Auswirkungen, ihre Körper. Bühnenbeschimpfung beginnt genau dort, auf der Bühne, bei den Schauspie­ler:innen, die in diesem konkreten Moment mit ihren konkreten Körpern das Theater selbst repräsentieren. Sie sind Teil der Insti­tution und ihr dennoch ausgeliefert, ihren eingespielten, subtilen Machtstrukturen, ihrem Selbstverständnis, ihrem Gegenwarts­dogma. Im zweiten Teil dreht sich die Perspektive um 180 Grad, in den Zuschauerraum, auf das Publikum als Kollaborateur der Konvention. Warum sitzt er überhaupt hier, in dieser Zwangs­synchronisation der Körper und Abläufe, in die Anstrengung der totalen Gegenwart eingespannt. Was hat sie schon alles hinter sich gebracht, um in diesem Saal zu sitzen, nach vorne zu star­ren und darauf zu warten, dass der Abend endlich beginnt, end­lich endet. Im dritten analytischen Anlauf auf die Institution än­dert sich der Sprachgestus aufs Neue, jetzt spricht das Theater selbst, sein baulicher Korpus, der längst begonnen hat sich zu zersetzen, sich zur Verfügung zu stellen, um von gänzlich ande­rem, unerwartetem Leben transformiert zu werden.

Für viele Theater war die pandemiebedingte Schließzeit auch eine Möglichkeit des strukturellen Blicks nach innen. Sivan Ben Yishai hakt hier ein, nimmt das Theater als Szenario und Aus­gangspunkt, um grundsätzlich über die Institution als gesell­schaftliches Machtinstrument nachzudenken. Wir werden in In­stitutionen geboren, wir verbringen unser Leben in ihnen, wir sterben in ihnen verwahrt. "Bühnenbeschimpfung" ist eine offen­gelegte Operation am Körper der Institution im Wachzustand. Sie fragt, was es bedeutet, zusammen mit anderen in einer Zeit zu sein, teilzuhaben, ohne sich zu unterwerfen, Gemeinschaft auszuhandeln und auszuhalten. Und was es braucht, damit die Idee der Institution zukunftsfähig wird.

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