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Schulte, Anne Jelena

Antiope

Sprechtheater
Schauspiel

Besetzungshinweis: Besetzung variabel

Aufführungsgeschichte:
UA: Deutsches Schauspielhaus Hamburg
18.04.2024
Regie: Henry Morten Oehlert

In TTX seit: 14.10.2024

Wer ist Antiope? »I am fucking moonlight.« Die Tochter des Flussgottes Asopos. Oder die Tochter des Königs Nykteus von Kadmeia, dem späteren Theben. In jedem Fall eine junge Frau, die das Haus und die Einflusszone des Vaters verlässt und damit ein ganzes System ins Wanken bringt: Antiope folgt ihrer Lust, geht in den Wald und kehrt schwanger zurück. Ihr Vater nimmt sich daraufhin das Leben, erteilt aber zuvor seinem Bruder Lykos den Auftrag, Antiope für ihren Ungehorsam zu bestrafen. Lykos will ihr Handeln ungeschehen machen, indem er ihre Zwillingssöhne dem Tod aussetzt.
Für die Autorin Anne Jelena Schulte ist Antiope eine Stimme, die gewissermaßen doppelt fehlt. Weil das gleichnamige Drama von Euripides verloren ging. Aber auch, weil Antiopes Stimme im Mythos diejenige ist, die keine Eigenheit entfalten soll, die wieder eingetaktet wird in die herrschenden patriarchalen Verhältnisse. Schulte erfindet Antiope als schillernde, queere Figur, die sich selbstbestimmt allen Eindeutigkeiten entzieht und damit Hass auf sich zieht – und dennoch eine subtile Faszination ausübt auf diejenigen, die sie unterdrücken.
Die Autorin findet einen bildstarken Sprachsound, der, genau wie Antiope selbst, in den Bann zieht. Der Chor gibt als Erzähler den Ton vor und bringt den Shepherd als Hüter der königlichen Herden und Zeugen der Geschichte zum Reden. Antiope selbst bleibt wortkarg und wird umso mehr zur Projektionsfläche und zum Durchlauferhitzer für die Überzeugungen, Meinungen und unterdrückten Gefühle der anderen Figuren. Die Mauern werden hochgezogen, die Perspektiven verkleinert, der Fremdkörper exkludiert, domestiziert. Das Stück »Antiope« beschreibt eine gesellschaftliche und politische Dynamik, die in vielen Demokratien hochaktuell ist.

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