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Bond, Edward

Das Verbrechen des Einundzwanzigsten Jahrhunderts
(The Crime of the Twenty-First Century)

Sprechtheater
Schauspiel

Übersetzer:in(nen): Landes, Brigitte

Dekorationshinweis: 1 Dekoration
Besetzung: 2D, 2H

Publikation: edition suhrkamp theater 3423, 2002
Bstnr/Signatur: 100891

Aufführungsgeschichte:
UA: UA: Schaupielhaus Bochum 28.5.1999 Regie: Leander Haußmann

In TTX seit: 27.03.2001

»Ich bin Dramatiker, nicht Stückeschreiber«, sagt Bond. »Stücke sind heutzutage auf Sensation aus, sind ›violent events‹, sie spekulieren mit Horror, machen die Bühne zu Abenteuerspielplätzen und verhindern das Denken.« Die Stücke von Sarah Kane, deren erstes Stück »Blasted« in London einen ähnlichen Skandal auslöste wie »Gerettet« dreißig Jahre vorher, nimmt er aus. Drama heißt für den Dramatiker die Erschaffung von Welt, die Erfindung von Sprache. Das Drama stellt Fragen. Zentrum des Dramas ist der Mensch, zu definieren, was Menschlichkeit ist, das ist Aufgabe des Theaters. Gewalt, sichtbar, erkennbar zu machen, das sieht er als seine Aufgabe an.
»The Crime of the Twenty-First Century. Das Verbrechen des 21. Jahrhunderts.« Eine Lear-Geschichte im Hinterhof. Und Bond hat einen großen und schrecklichen Lear geschrieben. Und in seiner knappen Dialogführung taucht wieder der Klang von Gerettet auf. Wir befinden uns in einer vollkommen verwüsteten Stadtlandschaft, in ihr hausen Übriggebliebene oder Überlebende. Menschen, die bereits über den Rand der Gesellschaft gefallen sind. Eine Gesellschaft, die nur schemenhaft auftaucht als Militärmacht, als ein total kontrolliertes Gebilde, als Ghetto für Reiche. Alles, was nicht normiert ist, ist gesäubert worden. Vier Menschen kämpfen um das reine Überleben. Es geht um Wasser, um Nahrung – um menschliche Nähe. Kaum etwas unterscheidet diese Menschen, die auch eine normale Kleinfamilie abgeben könnten (Vater, Mutter, Kind, Kind), mehr vom Tier. Die Männer kämpfen um die Frauen – um zu überleben, die Frauen kämpfen darum, überhaupt leben zu dürfen. Ein Szenario, das sich auf der ganzen Welt inzwischen abspielen könnte: mitten in Europa und am Ende der Welt.
Und um Shakespeare zu zitieren, den man im Zusammenhang mit Edward Bond erwähnen muß: »So spiel ich nur mit dem Verzweifelnden/Um ihn zu heilen«. Dieser Satz aus Shakespeares »Lear« könnte Motto dieses Stücks sein, ohne daß es eine Antwort darauf gibt, wer mit wem spielt. Es geht ums nackte Überleben. (Brigitte Landes)

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