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Scabia, Giuliano

Phantastische Vision

Sprechtheater
Schauspiel

Übersetzer:in(nen): Paul, Pauline

Originalsprache: Italienisch
Besetzung: 3D, 3H

Publikation: Italien 1973/ VAA 1986 / Neue Pegasus Medienverlag 2022
Zusatzinformation: Wohl unter dem Eindruck der „Grenzen des Wachstums“ (Club of Rome, 1972), nicht unberührt von der „Ölkrise“ (ab 1973): Vom eigenen Müll wie Festungsmauern umringt, von einer Viehseuche geplagt und fleischgeil wie immer beginnen die Bewohner*innen einer großen Stadt einander zu verspeisen - unter Wahrung von Anstand und Etikette. Auch Eltern bemerken nicht, dass ihr Sohn nicht im Koma liegt sondern bereits servierfertig ist..

In TTX seit: 15.12.2022

Wohl unter dem Eindruck der „Grenzen des Wachstums“ (Club of Rome, 1972), nicht unberührt von „Soylent Green“ und der „Ölkrise“ (ab 1973), dürfte Giuliano Scabia 1973 „Fantastica Visione“ („Phantastische Vision“) verfasst haben: Eine große Stadt im Norden - das Fleisch wird knapp, eine Viehseuche rafft die Tierbestände dahin. Die Bewohner*innen der Metropole sind von Festungsmauern, von gigantischen Müll-/Schrott-Deponien umringt und haben ihren Fleischkonsum derart fetischisiert, dass sie nicht bemerken, wie sie sich sich selbst verspeisen: Der Schlachter kredenzt ein gigantisches, geruchsfreies und immer weißeres Fleischsortiment. Vater (auch: Schlachter) und Mutter bemerken nicht, das ihr Sohn nicht mehr im Koma liegt sondern bereits servierfertig ist. Die „Schrott-Geister“, so der Mythos, hatten ihn schlimm zugerichtet! Die Menschen machen den Müll, den sie selbst produzieren, zum bösen Dämon, der ihr Leben eigenmächtig bedroht …
Scabia entwirft hier eine Art „Welttheater“, das in Sprache und Bildern aus dem Fundus einer sich selbst erschöpfenden, ausbeutenden Gesellschaft schöpft -eine „kannibalistische Metaphysik“.

Giuliano Scabia (1935-2021) war ein Protagonist der europäischen Theater-Avantgarden der 1960er und 1970er Jahre. „Protagonist“ im Sinne eines Ermöglichers inmitten eines großen, vielfältigen Teams: Gemeinsam mit Luigi Nono erkundete er Anfang der 60er Jahre die Lage der Fabrikarbeiter – daraus entstand „La Fabbrica Illuminata“. „Form“ interessierte ihn im Sinne permanenter Transformation – das verband ihn nach eigener Aussage mit der musikalischen Avantgarde, wie sie sich u.a. in den Darmstädter Ferienkursen manifestierte. Szenen und Bilder für Situationen erfanden Menschen im Zusammenspiel mit Scabia. Die Patient*innen einer psychiatrischen Klinik in Triest zeichneten ein Pferd, das täglich für den Wäschetransport in der Klinik eingesetzt wurde – gemeinsam schufen sie diesem „Pferd“ Räume inmitten des Lebens: „Es entstehen konkrete Bilder von den Erfahrungen, die wir (Kranke, Ärzte, Pfleger, Künstler, Studenten usw.) mit dem Pferd aus Holz und Pappmaché gesammelt haben. Es ist nicht länger nötig, auf Metaphern zurückzugreifen, weil wir uns selbst in der Metapher eingenistet haben.“ (Giuliano Scabia, Marco Cavallo)

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