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Olmi, Véronique

Die Umarmung des Skorpions
(La jouissance du scorpion)

Sprechtheater
Schauspiel

Übersetzer:in(nen): Stratmann-Colin, Nicole

Dekorationshinweis: Grunddek.
Besetzung: 2D, 2H

Bstnr/Signatur: 100528

Aufführungsgeschichte:
UA: UA: Theater Trier 10.9.1999 Regie: Christian Colin und Theater Essen 10.9.1999 Regie: Nikolaus Büchel

In TTX seit: 27.03.2001

Eine ganz gewöhnliche Familie: Claude und Paul, beide über 60 Jahre, Rentner, seit über 32 Jahren verheiratet, eine Tochter. Ihr ganzes Leben haben sie hart gearbeitet, jeden Pfennig mußten sie zweimal umdrehen. Mit Stolz blicken sie heute auf ihr bescheidenes Häuschen in einer »sauberen« Wohnsiedlung am Rande der Stadt. Die Beziehung zu ihrer Tochter Hélène – 30 Jahre, (unglücklich) verheiratet, zwei Kinder – ist zerbrochen, als Hélène mit fünfzehn das erste Mal schwanger wurde. Nachdem sich der Vater des Kindes seiner Verantwortung entzog, wurde Hélène mit sechzehn von ihren Eltern mit François, dem »Freund« der Familie, verheiratet. Niemals haben sie es geschafft, diesen Vertrauensbruch zu überwinden.
Eine ganz gewöhnliche Begegnung: Hélène hat sich zu einem der seltenen Kurzbesuche angekündigt. Wie die Male zuvor hat ihre Mutter aus diesem Anlaß ein Festessen vorbereitet – Aioli mit Stockfisch, Hélènes Lieblingsgericht. Es soll ein besonderer Festtag werden, an dem der Neuanfang ihrer Beziehung begründet wird. Doch schon nach wenigen Augenblicken ist klar, daß es diesen auch dieses Mal nicht geben wird. Während es zwischen Claude und Hélène zu den üblichen Rivalitäten und Eifersüchteleien, moralischen Vorwürfen und Verurteilungen einer Mutter-Tochter-Beziehung kommt, übt Paul sich in diplomatischer Zurückhaltung.
Eine unerwartete Wendung: Als die Zusammenkunft im ganz gewöhnlichen familiären Abgrund zu versinken droht, taucht Jules N’Diaye, ein 40-jähriger Emigrant aus dem Senegal, auf. Jules, der für den gehaßten Nachbarn die Hauswand streichen sollte, hat sich schwer am Fuß verletzt. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, die Blutung zu stoppen, und für einen kurzen Moment scheint es, als erfüllten sich durch diese schicksalhafte Begegnung doch noch die tief verborgenen Wünsche und Sehnsüchte. Jeder versucht auf seine Weise, Jules’ Gunst für sich zu gewinnen. Als dieser die Hoffnungen jedoch nicht zu erfüllen vermag, kommt es, wie es kommen muß. Übergangslos verwandelt sich die selbstlose Geste der Hilfsbereitschaft in Haß und Aggression dem Fremden gegenüber. Die unterdrückte Sexualität, die rassistischen Vorurteile und die Sehnsucht nach starken Führern wird nun in diesem kleinbürgerlichen Familienidyll sichtbar.

»Was für ein Tag, mein Gott, was für ein Tag! Alles läuft schief, aber wirklich … meine Tochter kündigt sich an … und nun Sie hier in meinem Wohnzimmer … wenn man mir das vorher gesagt hätte: Blut in meinem Wohnzimmer … an einem Donnerstag!«

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