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Meyer, Simone

Orwell

Sprechtheater
Schauspiel

Besetzung: 4D, 7H (11 Darst.)

Bstnr/Signatur: 208

Aufführungsgeschichte:
UA: 25.05.1996 Mannheim, Nationaltheater

In TTX seit: 27.03.2001

Mit dem Roman "1984" wurde George Orwell vor fast 70 Jahren schlagartig weltberühmt. Seine düstere Zukunftsvision hat Simone Schneider angeregt zu einem Stück, in dem Orwell selbst als Hauptfigur agiert. Vor einer gigantischen Sendeanstalt lungern "Stille Typen" an einem Imbiss-Stand, nur noch am Leben gehalten von regelmäßiger Bier- und Snack-Zufuhr. Auch Orwell hat hier seinen Stammplatz. Er arbeitet an einem Beitrag für die Pilotsendung des Zukunftsmagazins. Doch keiner der von ihm befragten Zeitzeugen kann sich unter Zukunft noch etwas vorstellen. Und Orwell scheint nicht recht bei der Sache. "Mentale Dauererektion" diagnostiziert van den Bloom, der Mann hinter dem Tresen, seitdem Orwell sich in die blutjunge Leila verliebt hat, die im Sender als Botin arbeitet. Leila, talentiert und ehrgeizig, auf ihren Rollschuhen in permanenter Bewegung, will sich an solchen Nebensächlichkeiten nicht aufhalten. Nachdem Stalin, der Herrscher über Mensch und Information, ihr während der obligatorischen Gehirnwäsche zugeflüstert hat, dass sie das geklonte Identitätsdouble ihres Verehrers Orwell ist, versucht sie, ihr Original "abzuwickeln". Überhaupt stehen die Mitarbeiter des Senders unter extremem Erfolgsdruck. Euster, der Showmaster, ist völlig am Boden, weil seine letzte Quizsendung die Quote nicht mehr erreichte. Wenig später findet er sich als abgerichteter Köter zu Stalins Füßen wieder. Inzwischen wird Eusters Frau Emily verrückt vor Angst. Denn auch ihre beiden Kinder sind via Bildschirm längst in eine pornografische Horrorwelt emigriert. Einzig ein gewisser Simmel, stets mit der Korrektur von Druckfahnen beschäftigt, kommt unbehelligt durch die Zeit. Seine zynische Devise: "Erst wenn die Sprache vollkommen leer ist, wird sie vollkommen sein." Entsprechend arm und kalt, häufig auf Halbsätze und Kürzel reduziert, rattert der Dialog zwischen den Figuren. In dieser Welt ist kein Platz mehr für die Kunst und für die Liebe. Am Ende wird Orwell, inzwischen selbst hinter die Imbisstheke verbannt, zusammen mit Emily von deren Kindern zur Strecke gebracht.

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