"Malaria" ist eine Ost-West-Farce, die die Vereinigungs-Klischees wörtlich nimmt. Das Stück erzählt eine Geschichte vom Aufbau und von Bruder und Schwester, die endlich "zusammenwachsen". Und natürlich trägt sich das alles auf der Großbaustelle Berlin zu, unweit jener Mauer, die einst die Welten trennte. Doch ob Ost oder West, Arm oder Reich, Arbeitsloser oder Großinvestor, was alle sechs Personen paarweise deutsch-deutsch verbindet, ist ihre Orientierungslosigkeit. Einsam tappen sie durchs Leben, fühlen sich unbehaust wie auf einer Baustelle. Eingerüstete Menschen, ihre Weltsicht tapeziert mit Klischeebildern, die die Autorin mit einem Blick auf Menschheitsgeschichte und -mythen immer wieder ironisch konterkariert. Mitten in Berlin also, "der größten Goldgrube im Herzen Europas", beginnt die Liebesgeschichte zwischen Isa und Dionysos mit dem Sturz in eine Baugrube. Das ist genau der Kick, den Isa, gerade erst 18 und frisch zugereist, braucht, um sich von Papa Kettling loszueisen. Der joblose Dionysos aber hockt am liebsten allein Gitarre klimpernd und in Mamas Ziegenfell gekuschelt in seiner Bude in dem baufälligen Haus im Osten der Stadt, das wegen der bevorstehenden Besitzstandsklärung - ausgerechnet durch Geschäftemacher Kettling - inzwischennur noch von Mania und Michel mitbewohnt wird. Auch diese beiden sind ohne Arbeit und mit gestrandeten Visionen in Hass-Liebe vereint. In panischer Angst vor dem Verlassensein dreht Kettling Isa den Goldhahn zu, während Mania nachdrücklich bei Dionysos Trost sucht. Aber dann werden Isa und Dionysos doch ein Paar und beziehen das Dachgeschoss im nobelsanierten Haus. Zum Entsetzen seiner Mutter ist Dionysos inzwischen zum isablonden Juppie gestylt und von sexueller Spätzündung befreit. Und während er mit seiner frisch Angetrauten ins Schlafgemach entschwindet, finden auch die Elternhälften Gelegenheit, sich zu begegnen. Sofort erkennt Elisabeth in Kettling den Vater ihres Sohnes wieder, den sie einst auf einer Dienstreise in den Westen kennen lernte. Doch Isa ist bereits schwanger. Die Lebenschance für diesen deutsch-deutschen Nachwuchs liegt wohl eher in jener nicht verwandten Elternhälfte. "Umbringen", meint Dionysos, "können wirs immer noch."
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