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De Vos, Rémi

Abendland
(Occident)

Sprechtheater
Schauspiel

Übersetzer:in(nen): Weigand, Frank / Rabih, Leyla-Claire

Werkangaben: von Rémi De Vos / Deutsch von Leyla-Claire Rabih und Frank Weigand
Originalsprache: Französisch
Besetzung: 1D, 1H

Bstnr/Signatur: 4387
Rechtevertretung: D, A, CH
Dauer: abendfüllend

Frei zur DSE

In TTX seit: 28.08.2012

Wo er gewesen sei, fragt die Frau jeden Abend, wenn ihr Mann aus der Kneipe nach Hause kommt. Sie erntet damit stets eine Reihe wüster Beschimpfungen, die mehr Provokation als Kontrollverlust sind und den allabendlichen Kampf einläuten. Rémi De Vos zeigt in seinem Stück ein Paar um die vierzig, das offensiv ist, wo andere verstummen und das Sprache, und sei sie noch so rau, zur Annäherung nutzt. Den hemmungslos rassistischen Äußerungen ihres alkoholabhängigen Mannes begegnet die Frau mit zynischer Verachtung. Trinkt er an dem einen Abend mit seinem arabischen Freund Mohamed im "Palace", steht er am nächsten Abend teilnahmslos daneben, wenn Mohamed zusammengeschlagen wird und stößt kurz darauf schon im "Flandres" mit den Nationalisten an. Als Feigling bezichtigt die Frau ihn und nimmt ihn ins Kreuzverhör, ihr ständiger Kampf richtet sich gegen seine Gleichgültigkeit und diejenige der gesamten westlichen Gesellschaft.

Ironisch überzeichnet steuert das Wortgefecht zielsicher ins humorvoll Absurde. Während der Mann sie arrogant und lapidar mit rassistischen Allgemeinplätzen zur Weißglut treibt, zückt sie seine Impotenz als ihre Waffe. Zahlreiche Bewohner der Asylunterkunft würden mit ihr das tun, wozu er nicht im Stande sei, wirft sie ihm an den Kopf. Dass mitten im Gefecht auch einmal die Idee im Raum steht, gemeinsam ans Meer zu fahren, ist keine unerwartete Wendung, denn darauf folgt, wie könnte es anders sein, sofort die Todesdrohung.

Offene Aggressionen stehen im spannungsreichen Kontrast zu der kontrollierten, kühlen und verknappten Sprache Rémi De Vos'. Nie vermag es eine der Figuren, das Wort für länger als einen Atemzug an sich zu reißen und so liefern sie sich, stets an der Grenze zum Lustmord, einen flinken Schlagabtausch. Gefangen in Wiederholungen manifestiert sich bei beiden Protagonisten ein trockener Pragmatismus, denn Veränderungen werden längst nicht mehr erwirkt. Die Tücken des privat heraufbeschworenen Elends werden in Abendland raffiniert in den Kontext gegenwärtiger Gesellschaftsphänomene gestellt und so gelingt es dem Stück, über sich hinaus zu verweisen.

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