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Zeemann, Dorothea

Auf einem Bein
(Die Brunhilden)

Sprechtheater
Schauspiel

Dekorationshinweis: Stube / Psychiatrie / Untersuchungsgefängnis / Wald / Wohnküche / Neubauwohnung, 6 Dekorationen
Besetzung: 7D, 5H
Besetzungshinweis: + 2 Statist*innen. Mehrfachbesetzungen möglich (z. B. 4 D 4 H)

Dauer: abendfüllend

Frei zur UA

In TTX seit: 20.11.2023

Der Schauplatz von Dorothea Zeemanns erstem vielbeachteten Roman „Das Rapportbuch“ (1959) war eine Wiener Nervenklinik wenige Tage vor dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich. Ihr 1976 fertiggestelltes Theaterstück „Auf einem Bein“ spielt erneut in einer psychiatrischen Klinik und hat weibliches Begehren in einer patriarchalen Gesellschaft zum Thema und stellt Frauenfiguren verschiedener Klassen in den Mittelpunkt.

Frau Goldmensch, eine Bäuerin, erschlägt ihren Ehemann in der Stube, als sie ihn beim Liebesspiel mit ihrer gemeinsamen Ziehtochter Elsi erwischt. Elsi bricht zusammen und wird in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, die Mutter ins Untersuchungsgefängnis. Die Armenanwältin Olivia will sich für ein mildes Strafmaß einsetzen – Totschlag im Affekt – doch Frau Goldmensch lässt keine mildernden Umstände für ihre Tat gelten.

„Ich weiß schon, was ich sage. Was wahr ist, sage ich: Dass ich froh bin, dass er hin ist. Haben’s denn keinen Mann, der feig und geil ist, Ihnen die Arbeit und die Kinder überlässt und mit anderen ins Bett geht? I will meine Straf!“

Olivia hat ihren Ehemann, den Psychiatrie-Arzt Leo Cober, in flagranti mit der Krankenschwester Ruth erwischt. Doch sie ist ja ein moderner und aufgeklärter Mensch und hegt keinen Groll gegen ihren untreu gewordenen Mann. Vielmehr sieht sie seine Affäre als Chance, sich selbst und ihr Begehren neu zu entdecken.

„Ich möchte bei mir etwas forcieren. Regungen nachgeben. Barrieren niederreißen.“

Elsi will nicht mehr zurück nach Hause, nie mehr will sie etwas mit einem Mann zu tun haben, ins Kloster gehen. Ihre Zimmernachbarin in der Klinik, eine frühpensionierte Lehrerin, versucht sie von ihren Plänen abzubringen.

„Du hast die ganz falschen Erlebnisse gehabt. Es ist schon immer wieder einmal richtig. Wir Frauen sollten mehr auf unser Vergnügen aus sein … Ich bin erst mit fünfzig durch Zufall darauf gekommen, was ein Orgasmus ist – das war, als mich einer auf Krebs untersucht hat – eine Vorsorgeuntersuchung, ein Abstrich …“

Während Frau Goldmensch sich immer mehr von ihrem alten Leben befreit, das Haus verkaufen will, sich eine eigene Arbeit, eine eigene Wohnung, eine eigene Waschmaschine wünscht, zerbricht Olivias Selbstbewusstsein. Der Sex mit anderen Männern kann ihren Hass auf Leo nicht besänftigen. Beim Abendbrot am Küchentisch kommt es zum Äußersten.

„LEO: Wir können unsere Eigenart ins Auge sehen und unsere Widersprüche verkraften … Wir nehmen nicht die Stalllaterne. Wir sind aufgeklärte moderne …
OLIVIA: Ich nicht. (Sie packt ein Küchenmesser.) Die Frage ist nur: Ich oder du!“

„Die Schriftstellerin Dorothea Zeemann lebte von 1909 bis 1993. Sie hätte die Erfinderin einer Kunstrichtung sein können: des Indiskretismus.“ (Franz Schuh) 1982 sorgte Dorothea Zeemann mit ihrem schonungslosen autobiographischen Bericht „Jungfrau und Reptil“ über ihre Liebesbeziehung mit dem Schriftsteller Heimito von Doderer für einen Skandal. So offen hatte bis dato noch niemand über Sex aus weiblicher Sicht geschrieben. „Auf einem Bein“, nun erstmals aus dem Nachlass veröffentlicht, ist eine Entdeckung.

„Man sollte alle Klassiker mit ihren ewigen Wahrheiten verbieten. Ruhm oder Liebe? Entsagung um des Ruhmes willen? (Schreit) Ich entsage nicht.

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