Susanne F. Wolf hat den 1908 erschienenen Schnitzler-Roman effizient dramatisiert. Die stimmungsvolle Bühnenfassung spiegelt das Gesellschaftsbild des beginnenden 20. Jahrhunderts und analysiert neben dem von Unentschlossenheit geprägten Lebenswandel des Komponisten Baron Georg von Wergenthin die Befindlichkeit des konträr denkenden Wiener Judentums: Überzeugte Patrioten, die Österreich als ihre sichere Heimat sehen, sehen sich jenen gegenüber, die durch den virulenten Antisemitismus eine unheilvolle Zukunft ahnen und hoffnungsvoll in Richtung Palästina blicken. Daneben steht die kämpferische Sozialistin Therese Golowski, die wegen ihres politischen Engagements kurzfristig inhaftiert wird und klare Positionierungen fordert. Auch von Künstlern. Im Salon des Fabrikanten Salomon Ehrenberg trifft man sich regelmäßig zum Jour. Tochter Else kokettiert mit Wergenthin, der seine Zelte in Wien abzubrechen und eine feste Stellung als Kapellmeister in Detmold anzunehmen gedenkt. Hin und hergerissen zwischen halbherzigen Karriereplänen und der Hingezogenheit zur kleinbürgerlichen Klavierlehrerein Anna Rosner, die abgeschirmt von der Öffentlichkeit, ein Kind von ihm erwartet, geht Georg von Wergenthin seinen „Weg ins Freie“. Seine Abneigung gegen jegliche Verpflichtung und Verantwortung jenseits der eigenen Person, seine mangelnde Initiative, ein geplantes Gemeinschaftswerk mit dem Dichter Heinrich Bermann in die Tat umzusetzen, stellen Wergenthins vielgepriesene Freiheit in Frage und hinterlassen Opfer. Anna geht nach der Totgeburt ihres Kindes ihren eigenen Weg. Ohne Georg. Der Weg des jüdischen Volks, in Freiheit oder Vernichtung, steht ahnungsvoll zwischen den Zeilen.
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