Theatertexte

Tess von den D’Urbervilles - Szenen einer Ehe. Drama zum Jungfrauenwahn. Werkgetreu nach dem viktorianischen Roman von Thomas Hardy - Romandramatisierung in nur einer Dekoration mit dem vollständigen Handlungsstrang vom Maitanz in Marlott bis zur Ermordung Alec D'Urbervilles und Tess' Hinrichtung.
Tess, Tochter eines Taglöhners, eine Schönheit, wie man sie nicht alle Tage sieht, wird von ihrem abgöttisch geliebten Ehemann Angel Clare, einem bornierten Pfarrerssohn, dem sie devot ergeben ist, in der Hochzeitsnacht verlassen, weil sie nicht mehr jungfräulich ist und diesen Sachverhalt erst nach der formalen Eheschließung mitgeteilt hatte. Die Ehe wird nicht vollzogen, die Trennung des Paares erfolgt in der Hochzeitsnacht. Nach vielen Jahren läßt sich Tess erneut mit dem Mann ein, der sie damals verführt (nicht vergewaltigt, wie oftmals in Internetbeiträgen und Verlagsprospekten fälschlich behauptet wird) hatte, für vier Wochen ihr Liebhaber gewesen war und sie geschwängert hatte. Tess ermordet dann, als nach langer Zeit unerwartet und überraschend ihr verschollener Ehemann krank aus Brasilien zurückkehrt, ihren derzeitigen außerehelichen Lebensgefährten, früheren Verführer, Freund und Gönner der ganzen verarmten Familie, den Gutsbesitzer und Freigeist Alec D‘Urberville.
Barbara Scholz ist es meisterhaft gelungen, im Sinne eines Destillates aus dem Jahrhundertroman von Thomas Hardy zum viktorianischen Zeitalter die zentralen Figuren ( = Tess, ihre Eltern, ihre beiden Männer) und den Handlungsstrang (= der Werdegang vom Milchmädchen zur Mörderin) zu einem für heutige sozio-kulturelle Problemkonstellationen und Konfliktsituationen relevanten Einakter mit 1 Dekoration (auch als Kammerspiel geeignet) zu verdichten.

Bengelmann Verlag e.K. München
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