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Strindberg, August

Ein Traumspiel
(Ein Traumspiel)

Sprechtheater
Schauspiel

Übersetzer:in(nen): Weiss, Peter

Dekorationshinweis: veränderliche Deko., 1 Dekoration
Besetzungshinweis: mehrere Personen

Publikation: Drei Stücke. Suhrkamp Verlag 1981

Aufführungsgeschichte:
DEA: EA der Neuübersetzung: Nationaltheater Mannheim 18.11.1964 Regie: Werner Kraut

In TTX seit: 27.03.2001

In einem Vorwort formuliert August Strindberg den Charakter seines Traumspiels: »Im Anschluß an sein früheres Traumspiel »Nach Damaskus« hat der Verfasser in diesem Traumspiel versucht, die unzusammenhängende, doch scheinbar logische Form des Traumes nachzubilden. Alles kann geschehen, alles ist möglich und wahrscheinlich. Zeit und Raum existieren nicht. Von geringfügigen Wirklichkeitsanlässen schweift die Phantasie aus und webt neue Muster: Ein Gemisch aus Erinnerungen, Erlebnissen, freien Erfindungen, Verstiegenheiten und Improvisationen. … Und weil der Traum meist schmerzlich ist, und nur selten froh, geht ein Ton von Wehmut und Mitleid mit allem, was lebt, durch den vorwärts schwankenden Bericht.«
Nach seinem Drama »Nach Damaskus« schickt Strindberg eine Protagonistin auf einen Passionsweg: Agnes, Tochter der indischen Gottheit Indra, steigt aus Mitleid um die Menschen aus himmlischen Sphären herab auf die Erde. Was sie sieht, erscheint ihr schön, was sie hört, klingt nach Klage: »Unzufrieden, undankbar ist das irdische Geschlecht«, weiß der Vater, sie solle herausfinden, ob das Klagen der Menschen berechtigt sei. Traumlogisch entsteht Kulisse um Kulisse, ein rasantes Kaleidoskop menschlicher Lebenswege. In Gestalt der Tochter eines Glasermeisters heiratet Agnes einen Anwalt, das Paar bekommt ein Kind, die Ehe scheitert. In wechselnden Verwandlungen und Begegnungen erfährt Agnes, was es bedeutet, Mensch zu sein. Strindbergs Stationenspiel, das radikal mit den Theaterkonventionen brach und ihn zum Vorläufer des modernen Theaters machte, gebiert dabei Situationen von bisweilen absurder Komik: Ein Offizier wartet seit Jahren mit einem Strauß am Bühneneingang des Theaters auf seine Geliebte, die ihm zu Beginn zwar verspricht, gleich zu kommen – aber nie erscheint. Als greiser, weißer Mann steht er schließlich mit verwelkten Blumen da, sich fragend, was hinter einer bestimmten Tür stecke. Womöglich liege die Lösung des Welträtsels dahinter verborgen – tatsächlich verbirgt sich dahinter das Nichts. Die Polizei verbietet das Öffnen der geheimnisvollen Tür, ein Advokat solle entscheiden; auch dieser unglücklich, nehme er doch Leid und Neid seiner Mandanten in sich auf: »Weißt du, was das Schlimmste ist? Das sind die Ehescheidungen.« Ein Kohlenträger erklärt Agnes die soziale Schieflage der Welt, ein Dichter reicht ihr eine Bittschrift der Menschen an den Herrscher der Welt, verfasst von einem Träumenden (»Noch niemand hat das Rätsel des Lebens gelöst«), die die Tochter der Götter an ihren Vater weiterreichen wird.

August Strindbergs »Ein Traumspiel« ist geprägt durch seine Lektüre von Freuds Traumdeutung, die Philosophiegeschichte zählt den Text als Vorläufer des Existenzialismus. Wie in einem Musikstück variiert Strindberg das Motiv vom Elend der menschlichen Existenz, er selbst hielt dieses Spätwerk für sein wichtigstes Werk.

»Erster Kohlenträger: Nichts zu essen? Wir, die am meisten arbeiten, kriegen am wenigsten zu essen, und die Reichen, die nichts tun, die haben am meisten. – Könnte man nicht – in aller Bescheidenheit – behaupten, dass das ungerecht ist? – Was sagt die Tochter der Götter dazu?

Die Tochter: Ich kann darauf nichts antworten. – Aber sag mir, was hast du getan, dass du so schwarz bist und es so schwer hast?

Erster Kohlenträger: Was wir getan haben? Wir haben uns arme und ziemlich missglückte Eltern ausgesucht – und sind vielleicht ein paar Mal bestraft worden.«

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