Mann hat es wirklich nicht leicht jenseits der Vierzig. Ganz ehrlich! Nicht nur, daß einem die Haare langsam ausfallen, die Haut und Muskeln an Spannkraft verlieren, na ja, und es auch mit der Libido nicht mehr so recht klappen will. Schlimmer noch: Ein Leben lang hat mann sich dem Diktat der Frauen gebeugt. Mann wird geheiratet und dann unterdrückt. Das Liebste muß mann aufgeben: das Rauchen, das Trinken, das Lachen und das Fernsehen. Unendlich viele Rollen muß mann spielen, um auch nur annähernd den Ansprüchen, vielmehr Launen der Frauen zu genügen: den Liebhaber und Beschützer, den Radikalen und Soldaten ...Vor allem aber muß mann sanft und einfühlsam sein, weinen und sein Innerstes nach außen kehren können, »aber bitte« niemals eine Memme sein. Das soll’s nun gewesen sein? Mitnichten. Irgendwann bahnt sich in jedem Mann der Macho seinen Weg. Zwei grüne Paprika für drei Mark fünfzig können das Faß zum Überlaufen bringen. Unbarmherzig und brutal schlägt er dann zurück. Schluß mit der falschen Sanftheit und der masochistischen Behutsamkeit. Endlich wieder Mann sein und der Frau das geben, was sie wirklich will. »Das ist die Ästhetik, die du liebst. Auf die Knie mit dir! Auf die Knie mit dir! Leck mir die Schuhe, du Schlampe!« Was sich wie ein furioser Befreiungsschlag präsentiert, ist nichts anderes als ein orgiastischer, jedoch unerfüllbarer Wunschtraum eines Mannes, der dank seiner unermeßlichen Leidensfähigkeit jede Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben hinter sich gelassen hat. Es kommt, wie es kommen muß: »Ich fühle mich leer, hier in der Brust. Es ist merkwürdig, aber es ist beruhigend; so schön, so angenehm, so anders. Ich könnte sagen, ich spüre zum ersten Mal Frieden.«
Kosturi hat in seinem ersten Stück, einem ausgeklügelten, grotesk-komischen Spiel, den Mann für das Theater neu entdeckt. Nicht den erfolgreichen, jung-dynamischen Helden, sondern einen Don Quichotte, der sich Scheingefechte mit der selbstbewußten Frau der 90er Jahre liefert. Wie gesagt, mann hat es wirklich nicht leicht.
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