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Schimmelpfennig, Roland

Das fliegende Kind

Sprechtheater
Schauspiel

Besetzung: 3D, 3H

Publikation: in "Roland Schimmelpfennig, Der goldene Drache", Elf Theaterstücke von Roland Schimmelpfennig in einem Band. Fischer Taschenbuch Bd. 19251. Erhältlich über den Buchhandel!

Aufführungsgeschichte:
UA: Burgtheater Wien, 4.02.12, Regie: Roland Schimmelpfennig

In TTX seit: 23.11.2011

Richtig dunkel muss es sein, wenn die Kinder und die Eltern mit den Laternen durch die Nacht. Und wie jedes Jahr laufen viele doppelte Kinder und viele halbe Elternpaare. Schleppen die Kleinen, schieben die Großen, folgen dem Licht. Und wie jedes Jahr verplaudern sich die Halben mit den Halben. Da fällt es leider gar nicht auf, wenn der Kleine noch mal schnell zurück, weil er sein Auto irgendwo verloren. Raus aus dem Licht ins Dunkel. Über die Straße. Gefährlich. Zumal der Vater doch nach dem Gottesdienst viel zu spät zum Auto. Viel zu spät, um pünktlich zum Nächsten. Viel zu spät, um sich in Ruhe zu gewöhnen. Es ist doch neu, das schwarze große Auto. Viel zu spät und das Auto noch bockig und die Musik zu laut und die Nerven gereizt und die Gedanken weit weg. Und das schwarze Ungetüm spürt nur einen leichten Widerstand. Unter den Rädern. Auf der Straße. Kaum wahrnehmbar. War da was? Ein fliegendes Kind?

Roland Schimmelpfennig treibt den tragischen Tod des Kindes wie einen Stachel in unser Fleisch. Schon von Beginn an lässt er keinen Zweifel am schlimmen Ausgang des Lichterumzugs. Drei Frauen sprechen düstere Prophezeiungen aus. Die Kanalarbeiter unter der Straße sind beunruhigt. Wie Störfeuer flackern die moralischen Verfehlungen der Eltern durch das Todeslied. Denn als ob nicht der Verlust des Kindes schlimm genug wäre, so hielt ein befreundeter Vater während des Umzugs die Aufmerksamkeit der Mutter und ihre Hand zärtlich verstohlen gefangen. Und als ob nicht die Schuld am Tod des Kindes schlimm genug wäre, so lenkte den Vater nicht nur das unbekannte Auto, sondern auch die eilige Vorfreude auf das verheißungsvolle Zusammentreffen mit einer schönen Unbekannten. So fliegt die Schuld mit dem toten Kind umher. Und setzt sich auf die Schultern derer, die verloren. Ohne Wenn und Aber. Denn Wenn und Aber existieren nicht mehr.

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