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Bärfuss, Lukas

Zwanzigtausend Seiten

Sprechtheater
Schauspiel

Werkangaben: Ein Auftragswerk des Züricher Schauspielhauses
Dekorationshinweis: Wechseldekoration
Besetzungshinweis: Bes. variabel

Aufführungsgeschichte:
UA: 2.2.2012, Schauspielhaus Zürich
Frei zur DE

In TTX seit: 20.03.2012

Dem Gelegenheitsarbeiter und Tagträumer Tony - ein bis dato unauffälliger und zum Leidwesen seiner Freundin Lisa wenig ambitionierter junger Mann - fällt eines Tages, da er aus Neugierde in eine Baugrube steigt, eine Kiste auf den Kopf, die sämtliche Bände eines zwanzigtausendseitigen Lexikons enthält. Wieder auf den Beinen, ist die Welt für Tony eine andere: denn von diesem Moment an verfügt er über ein unermesslich großes, aber scheinbar nutzloses Wissen. Wort für Wort ist der Inhalt der Lexikonbände - eine historische Untersuchung über die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg - in seinem Kopf abgespeichert. Tonys Odysee beginnt. Während sein Umfeld ihn zunächst für verrückt erklärt und ins Irrenhaus steckt, ändert sich sein Ansehen schlagartig, als sich seine besondere Gabe herausstellt. Ein Künstleragent instrumentalisiert ihn als Gedächtniswunder und schickt ihn ins Rennen einer Talentshow und auch die Wissenschaft wird aufmerksam auf Tony. Der aber hadert zunehmend mit dem Inhalt dessen, was ihm ins Hirn gefallen ist. Das Schicksal des jüdischen Flüchtlings Oskar, der nach erfolgreicher Flucht in die Schweiz von selbiger wieder an Nazi-Deutschland ausgeliefert worden war, quält ihn. Und auch die Frage, warum die Nutznießer des Krieges Zeit ihres Lebens unbehelligt geblieben sind, lässt ihn nicht mehr los. Doch was soll man tun, wenn einem niemand zuhört? Wenn selbst der Verfasser des Lexikons ob des schändlichen Umgangs der Gesellschaft mit der Geschichte dem Wahn verfallen ist und sogar der greise Flüchtling Oskar, der Auschwitz überlebt hat, lieber das letzte bisschen Gegenwart, das ihm noch bleibt, in vollen Zügen genießen will, anstatt es gramvoll der Vergangenheit zu opfern? Kurz: Tony will sein altes Leben zurück! Sein Leidensweg endet schließlich dort, wo dieser seinen Anfang genommen hat: die Wiederholung des Unfalls wird als wissenschaftliches Experiment im Labor - gefeiert als sogenannte Tonywende - unter exakt gleichen Bedingungen nachgestellt; mit dem Unterschied aber, dass ihm diesmal Bücher mit zeitgemäßem Inhalt auf's Haupt regnen sollen: Chinesisch, Kochkunst und Filmgeschichte - Tony wird ein sehr begehrter Mann sein.

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